1.   Come On | 3:20 |
2.   Noise | 3:32 |
3.   Suck Out My Life | 4:26 |
4.   Nicotine In My Lungs | 4:05 |
5.   Cold | 3:52 |
6.   Lost | 4:46 |
7.   Diary Of A Killer | 5:59 |
8.   Anorexia | 4:05 |
Wimmern und Schreien
Als Punkrock in grauen Vorzeiten noch dreckig und fies war, sagte der zur Zeit mit seinem Roman „Vorkriegsjugend“
die Literaturcharts zerwirbelnde Sir Jan Off: „Das Recht und die Pflicht der Jugend ist es, wütend zu sein!“ Und
die Jungs von nevAmind sind genau das. Seit knapp vier Jahren (ganz am Anfang noch unter der gängigen Schreibweise
Nevermind) üben sie Druck aus, auf ihre Umgebung und ihre Hörerschaft, bringen das Publikum zum Hüpfen und Schwitzen,
brüllen und leiden an Leipzigs Stahlbeton und heutig Oberflächlichem. Grunge ist da im nevAmind-Topf, Blues und Metal,
der Schlagzeuger Steve Ziegenhardt (19) zaubert sich derwischgleich von Break zu Schweißorgie und zurück, die Gitarren
von Tilo Schmutzler (17) und Marcus Jakob rocken flirrend und rasend die Genre-Grenzen in Grund und Boden, und Stefan
Feilers (19) Bass bumpert elegant und im Nu sein Credo unter diese musikalische Kampfansage. Das alles wurde von den
nevAmind-Jungs nun ins Plagwitzer Midas-Studio (wo auch The Russian Doctors, Wissmut und Lizard Pool aufnehmen) getragen,
um einen Rundling zu schaffen, der die Gehörgänge einmal so richtig freiputzt. Ein wildes, wütendes Stück Tonkunst ist
„Sundaygirl“ geworden, krachig schnell, doch mit den sensiblen, emotionalen Elementen, die bei Pearl Jam oder Nirvana
gefunden wurden, zwischen System Of A Down, Tool und Korn durchblinken und nun im nevAmind-Universum vor sich hin glühen.
Dazu wimmert und schreit Marcus seine acht Songs heraus, unterstützt hier und da von Steve als zweiter Stimme, durchgängig
mitten hinein ins Herz und ohne Kompromisse. Dieses eigene und für das Alter der Jungs professionelle Herangehen an das
Musikerleben brachte nevAmind umjubelte Auftritte beim MTV Schooljam, zu MB Nerve of Nirvana, vors Völkerschlachtdenkmal
(Courage zeigen!) oder vor 1200 begeisterten Besuchern des Schulband Factory Award ins Werk II. Der Funke platziert sich
sofort, zwischen Band und Publikum flirrt die Zustimmung hin und her - hier ist etwas Echtes, Ungeschraubtes zu hören,
"Sundaygirl" beweist das eindrucksvoll.
LVZ